Naturräumliche Gliederung
Quelle: KVR 2001: Das Ruhrgebiet. S.
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Das
Ruhrgebiet liegt am Rande dreier großer Naturräume: der
Westfälischen Bucht im Norden, dem Rheinischen Schiefergebirge
im Süden und der Niederrheinischen Bucht im Westen. Geologisch
gesehen gehört der Raum zum Nordwesteuropäischen Steinkohlengürtel,
der sich von Schlesien über das Ruhrgebiet, Belgien und Nordfrankreich
bis nach England erstreckt.
Die kohleführenden Schichten
sind im Karbon
entstanden und streichen am nördlichen Rand
des Rheinischen Schiefergebirges aus. Das Ruhrtal hat sich hier
über 100 m tief in dieses durch Auffaltungen
und anschließenden langen Abtragungsprozessen
geschaffene Mittelgebirge hinein erodiert.
Nach Norden
senken sich die flözführenden Schichten immer tiefer unter
die Erdoberfläche. Die sich damit wandelnden Druck- und Hitzeverhältnisse
haben entscheidenden Einfluss auf die Qualitäts- und Nutzungsvarianten
der Kohle. Nordwärts war in immer größerer Tiefe
immer wertvollere Kohle zu erschließen, die zunehmende Mächtigkeit
der Deckschichten konnte aber erst durch
die sich nach und nach entwickelnden Technologien bewältigt
werden.
Der Erschließungsprozess
der Kohle lenkte und lenkt teilweise auch in Zukunft noch den Entwicklungsgang
des Ruhrgebiets: Nicht nur die von Stahl und Kohlechemie getragene
Entwicklungsbooms mussten auf ihre spezifische Kohlequalität
warten, auch die Wirtschafts-, Siedlungs-, Bevölkerungs-, und
Verkehrsstrukturen wandelten sich mit der "Nordwärts-Wanderung"
der Steinkohle grundlegend.
Südlich erstreckt
sich die Region bis ins Bergische und Märkische Land, wo die
südlichen Ausläufer des Steinkohlengebirges zu Tage treten.
Östlich reicht das Ruhrgebiet bis zu den Lößflächen
der Hellwegbörde und geht jenseits der Lippeniederung in die
Münsterländische Bucht über. Diese Naturräume
waren es, die die frühe wirtschaftliche Nutzung und Verkehrserschließung
geprägt, somit auch den Besiedlungsgang in der Zeit vor der
Montanindustrie maßgeblich beeinflusst haben.
Die nördlich angrenzenden
Kreideschichten, Sande und Mergel überlagern die kohleführenden
Schichten und leiten in das Münsterland über. Zwischen
der östlich anschließenden Westfälischen
Bucht, einem mit Sedimenten aus den Eiszeiten überdeckten Kreidebecken
und dem Rheinischen Schiefergebierge erstreckt sich die Hellwegbörde.
Ihren Namen verdankt sie dem mittelalterlichen Handelsweg am Nordrand
des Mittelgebirges. Auf den fruchtbaren Lößböden
wurde schon früh Ackerbau betrieben, später konnte hier
Kohle aus geringer Tiefe gefördert werden. Die Hellwegzone
grenzt im Norden an die Emscherniederung.
Das Emschertal wurde während
der letzten Eiszeit durch die Schmelzwässer ausgewaschen. Wegen
des geringen Gefälles und des wasserstauenden Untergrundes
entstanden hier feuchte Bruchwälder und weiträumige Überschwemmungsgebiete.
Auch die Lippe schuf durch
ihre zahlreichen Flussmäander Auen in den eiszeitlichen Sanden.
Hier entstanden im Laufe der Zeit Flussterassen, die sich über
die Auen erheben und die der Landwirtschaft bis heute gute Voraussetzungen
bieten.
Im Westen formten
Rhein und Eiszeit das Relief der niederrheinischen Ebene. Den Übergang
vom Westenhellweg und Emscherland bilden im Norden die Niederrheinischen
Sandplatten und im Süden die Niederbergischen Sandterassen.
Die ausgedehnten Waldgebiete auf diesen Platten im Städtedreieck
Duisburg, Mülheim und Düsseldorf stellen ein beliebtes
Naherholungsgebiet dar.
Westlich dieser Sandgebiete
liegt die bis zu 25 km breite Rheinebene. Da die Rheinauen gelegentlich
überflutet werden, boten sie keine Basis für industrielle
Ansiedlungen, wohingegen die hochwasserfreien Niederterassen Standort
der Schwerindustrie wurden.
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